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Zöliakie – weder Trend noch Hype
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Für Menschen mit Zöliakie ist der Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel absolut notwendig. Das bedeutet für sie, immer die Zutatenliste zu lesen und konsequent auf viele alltägliche Lebensmittel zu verzichten. Ein unbeschwerter Restaurantbesuch ist fast undenkbar. Selbst in gemeinsamen Haushalten gibt es viele Herausforderungen, da schon kleinste Spuren in der Nahrung gefährlich sein können. Dabei geht es nicht um vorübergehende Bauchschmerzen oder Durchfall, sondern um chronische Entzündungen, die den gesamten Körper betreffen.
Nicht nur im Darm!
Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung. Die als „Gluten“ bezeichneten Eiweiße in Getreide regen den Körper zur Bildung von Antikörpern an. Dabei richtet sich die Abwehrreaktion nicht nur gegen das fremde Eiweiß, sondern auch gegen die Darmzotten. Durch die Schädigung der Darmzellen kommt es zu einer chronischen Darmentzündung mit Verdauungsproblemen wie ständigen Durchfällen und heftigen Bauchschmerzen. In der Folge entstehen Mangelerscheinungen, die sich in Form von chronischer Müdigkeit, mangelnder Konzentrationsfähigkeit, Wachstums- und Pubertätsstörungen, wiederkehrenden Entzündungen in der Mundhöhle und depressiven Verstimmungen auch außerhalb des Darms zeigen.
Die Nicht-Zöliakie-Gluten-Sensitivität hat zwar ähnliche Symptome, aber es entstehen keine Antikörper und die Darmzotten bleiben intakt. Vermutlich reagiert die körpereigene Abwehr hier auf andere Getreide-Bestandteile wie FODMAPs (fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols) oder Amylase-Trypsin-Inhibitoren.
Warum ist Gluten überall?
Gluten ist ein Sammelbegriff für Speicher-Eiweiße in Getreide. Es kommt – mit leicht unterschiedlicher Zusammensetzung – in Weizen, Gerste, Roggen und Dinkel, aber nicht in Reis oder Hirse vor. Vor allem der Weizen hat sich etabliert, denn Weizen ist ertragreich, widerstandsfähig und gut kultivierbar. Gluten wiederum ist ein wichtiger Bestandteil vieler Lebensmittel, denn es verleiht dem Teig Elastizität, dem Brot Volumen, den Nudeln Biss – deshalb sind Getreideprodukte so beliebt. Doch allein auf diese typischen Produkte zu verzichten, reicht für Betroffene nicht. Gluten ist auch Zusatzstoff in vielen Fertigprodukten wie Suppen, Wurstwaren, Eis und sogar Getränken, denn es verbessert die Haltbarkeit, dient als Emulgator, Bindemittel, Schaumbildner und Träger für Aromastoffe.
Therapie in Sicht?
Gluten kann vom Menschen nicht vollständig abgebaut werden. Gesunde Personen scheiden die unverdauten Reste über den Stuhl aus. Bei Menschen mit Zöliakie durchdringen diese Peptide jedoch die Darmbarriere und leiten die Abwehrreaktion ein. Ob Glutenbestandteile die Darmbarriere direkt schädigen oder ob die erhöhte Darmdurchlässigkeit eine Folge der Autoimmunreaktion ist, ist noch Gegenstand der Forschung.
Bislang ist der lebenslange Verzicht auf Gluten die einzige „Therapie“ der Zöliakie. Das ist herausfordernd – emotional, sozial und finanziell. Es erfordert viel Disziplin, löst aber nicht alle Probleme, denn viele Betroffene leiden trotzdem unter Beschwerden. Geforscht wird an Enzymen, die Gluten spalten und an Impfstoffen zur Toleranzinduktion, doch diese Ansätze befinden sich noch im Entwicklungsstadium.
Menschen mit Zöliakie verdienen Respekt und Verständnis.
Für Menschen mit Zöliakie ist der Alltag oft massiv eingeschränkt. Jeder Einkauf, jedes gemeinsame Essen jeder Urlaub ist mit einem Risiko verbunden. Kann man sich auf die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe verlassen? Sind Auskünfte zuverlässig? Der Trend zu glutenfreier Ernährung hat dazu geführt, dass es heute mehr Auswahl und bessere Produkte gibt – eine Entwicklung, von der auch Betroffene profitieren. Das ist erfreulich, darf aber die Erkrankung nicht verharmlosen: Bei Zöliakie ist der Verzicht auf Gluten keine Option, sondern medizinisch notwendig. Glutenfrei kann Trend und Lifestyle sein – Zöliakie ist Realität.
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